Faktoren für die Ausbreitung des Christentums

Ich lese derzeit eine sehr spannende Studie von Rodney StarkThe Triumph of Christianity: How the Jesus Movement Became the World’s Largest Religion. Darin beschreibt er wie und aufgrund welcher Faktoren sich das Christentum in den ersten Jahrhunderten ausgebreitet hat. Einiges hat mich dann doch begeistert und überrascht.

Hier seine Thesen:

  1. Das Christentum breitete sich in den ersten vier Jahrhunderte fast ausschließlich innerhalb des Freundes- und Bekanntenkreises entlang soziologischer Strukturen durch Einzelbekehrungen aus. Persönliche Beziehungen waren das Geheimnis des Erfolges der Christen.
  2. Die ersten Christen waren größtenteils nicht arm, sondern stammten aus dem wohlhabenden Mittelstand, was auch die Finanzierung der Missionsarbeit sicherstellte.
  3. Der entscheidende Faktor waren die Frauen, die dann oft anschließend ihre Männer für das Christentum gewannen. Sie bekehrten sich nicht nur häufiger, sondern Mädchen waren auch unter den christlichen Kindern in der Überzahl, da Mädchen und Jungen bei Christen als gleichwertig galten, während die Heiden viele Mädchen töteten, dass es statistisch einen enormen Männerüberhang gab.
  4. Das Christentum wuchs in den ersten vier Jahrhunderten statistisch verhältnismäßig gleichmäßig, so dass die Suche nach außerordentlichen Wachstumsfaktoren zu bestimmten Zeiten überflüssig ist.
  5. Ein wesentlicher Wachstumsfaktor war die höhere Kinderzahl der Christen, da diese gegen Abtreibung und Kindesaussetzung – namentlich von Mädchen – waren, was zudem Adoptionen einschloss, und die intakte Familien hatten.
  6. Ein weiterer wesentlicher Faktor war der soziale Einsatz von Christen zu Zeiten von Seuchen, der mehr Christen überleben ließ als Heiden und viele Heiden zu Christen werden ließ. Konstantin machte das Christentum zur Staatsreligion, da dieses sich durch Bekehrungen schon soweit ausgebreitet hatte, dass ihm gar nichts anderes übrigblieb, um das römische Reich zu retten.
  7. Das Christentum wuchs nach Konstantin nicht schneller als vorher, so dass die Sicht, nach Konstantin seien die Massen in die Kirchen geströmt, weil sie sich irdische Vorteile erhofften, falsch ist.

Bei all dem müssen wir berücksichtigen, dass

  • die Christen in der Epoche eine illegale Religion waren.
  • die Christen keine eigenen Kirchengebäude hatten, wie wir sie heute kennen.
  • die Christen nicht die Heilige Schrift besaßen, wie wir sie heute kennen.
  • die Christen es anderen sehr, sehr schwer machten, sich dieser Gruppe anzuschließen. (Katechese lernen, der Sünde Abschwören, mehr oder minder eigenes Todesurteil unterzeichnen, etc.)

Laut seiner Hochrechnung aufgrund der antiken Quellen wuchs das Christentum zwischen 40-50% pro Dekade.

Growth of Christianity

 

Quelle: Titelbild

Eine Antwort zu “Faktoren für die Ausbreitung des Christentums

  1. Ähm, daß das Christentum zu Zeiten Konstantins sich so weit ausgebreitet hätte, daß ihm nichts anderes übrig blieb, als es zur Staatsreligion zu machen, halte ich für ein Gerücht.
    Erstens wurde das Christentum unter Konstantin nicht Staatsreligion, sondern lediglich religio licita. Es wurde also legalisiert, Christ zu sein. Es war kein Vebrechen mehr.
    Und zweitens hat es vor Konstantins Legalisierung des Christentums die härtesten Verfolgungen gegeben, die wohl bald zum Ende des Christentums geführt hätten, wär Konstantin nicht gekommen und hätte damit ein Ende gemacht.
    Das Christentum als Staatsreligion kam erst unter Theodosius 380 mit dem Edikt Cunctos Populus.

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