40 TAGE REFLEKTIONEN & INSPIRATIONEN ZUM THEMA LEITERSCHAFT / TAG 4

Inspiriert durch viele Bücher, Vorträge und Kongresse zum Thema Leiterschaft, die ich in den letzten Jahren gelesen, gehalten und besucht habe, will ich hier 40 Tage lang (aber wahrscheinlich nicht sequentiell jeden Tag) einige Gedanken und Anregungen weitergeben, die, ich hoffe, Dich inspirieren werden.

TAG 4: Stille und verborgenes Leben

Leiter stehen oft vorne und sind damit an vorderster Front. Sie werden gesehen mit all ihren Schwächen und Stärken. Sie machen sich damit angreifbar, aber auch bekannt, berühmt und zugleich berüchtigt. Das ist Teil des Deals. Wer das nicht kann und will, sollte nicht in Leiterschaftspositionen gehen, getreu dem Motto: Wer Hitze nicht verträgt, hat in der Küche nichts verloren! Nenn mir einen guten Leiter, der nicht immer und immer wieder der „Hitze“ ausgesetzt ist? Gute Leiter kennzeichnet eine gewisse „Hitzebeständigkeit“. Aber wie kommt diese zustande? Ganz bestimmt nicht durch eine Art „Schutzschild“, denn Leiter leiten durch Präsenz. Hier einige Dinge, die mir persönlich im Laufe meiner Arbeit wichtig geworden sind und an denen ich unaufhörlich arbeite:

  • Leiterschaft beginnt lange vor der Leiterschaft! Jesus führte min. 30 Jahre lang ein „verborgenes“ Leben und bei seinen Vorläufern (Moses, David, Daniel, Nehemia, etc.) und Nachfolgern (von den meisten der Jünger lesen wir nichts im NT ausserhalb der Evangelien, obwohl sie alle Glaubensriesen waren) war das nicht anders. Die Schmiede der Leiterschaft ist nicht das Bad in der Menge, sondern die Stille der Vergessenheit. Wenn jemand nur durch „demokratische Prozesse“ zur Leiterschaft kommt, werden dieselben Prozesse auch sein Scheitern herbeiführen. Leiterschaft muss in der Stille und Verborgenheit „gezeugt und geboren“ werden, wenn sie Bestand haben will. Es bedeutet nicht, dass sie nicht auch von anderen (an)erkannt werden muss, aber hier gilt: Zunächst kommt das Ei, dann das Huhn.
  • Die wichtigsten Entscheidungen von Leitern sind sehr oft „einsame Entscheidungen“. Wenn ich mir die sog. Berufungsgeschichten des AT und NT anschaue, dann stehen am Anfang einer Aufgabe, einer Berufung immer nur zwei Personen: Gott + ein Mensch. Jeder kann das hier für sich recherchieren, aber die Bibel ist an diesem Punkt sehr klar: wenn Gott wirklich beruft, dann hat sich jedes zu Rate ziehen von „Fleisch und Blut“ (Gal 1,16) erübrigt. Denn eines Tages steht ein Leiter allein mitten in seiner Aufgabe, mitten im Sturm, mitten im Leid, mitten in den Herausforderungen… und WEHE er weiß dann nicht, WER ihn da hingestellt hat. Wir lernen in der Stille, wie wir leiten im Sturm.
  • Leiterschaft nährt sich aus Stille und Verborgenheit! Leiter brauchen immer wieder Rückzugsorte der Inspiration, Reflexion und Besinnung. Sie müssen täglich zahlreiche und nicht selten weitreichende Entscheidungen für sich und andere treffen. Je hingegebener sich ein Leiter Gebet, Gottes Wort, Mentoring, Seelenhygiene und innerem Frieden verpflichtet, desto klarer wird sein Kompass eingenordet, desto präziser wird seine „innere Landkarte“, desto weiser werden seine Entscheidungen sein. Wer vor Gott kniet, kann vor jedem Menschen stehen.
  • Leiter müssen darauf achten, dass sie eine klare, selbständige, differenzierte Persönlichkeit bleiben. Sehr schnell kann es dazu kommen, dass Leiter aufgrund von Applaus oder Ablehnung (re)agieren. Keiner erklärt das Konzept Selbst-Differenzierung für Leiter besser und ausführlicher als Ediwn Friedman in seinem Buch A Failure of Nerve: Leadership in the Age of the Quick Fix.

    Was ist mit Selbst-Differenzierung gemeint?
    1) Die Fähigkeit, sich selbst von den umgebenden emotionalen Prozessen zu trennen,
    2) Die Fähigkeit, für sich selbst immer die Klarheit über die eigenen Werte und Visionen zu bewahren,
    3) Die Bereitschaft, entblößt und verletzt zu werden,
    4) Die Beharrlichkeit zu besitzen, auch große Widerstände zu ertragen,
    5) Die Selbstregulierung (oder Selbstbeherrschung) der Emotionen angesichts reaktiver Sabotage,
    6) „Ich“ zu sagen, wenn alle anderen nach dem „Wir“ schreien,
    7) Die Beibehaltung einer furchtlosen Gegenwärtigkeit angesichts von Angst und Panik von anderen,
    8) Zu wissen, wo jemand beginnt und wo ein anderer endet,
    9) Die Fähigkeit, sich einem „emotionalem Dominoeffekt“ automatisch zu entziehen,
    10) Die Fähigkeit, maximale Verantwortung für die eigene Persönlichkeit und Bestimmung zu übernehmen, statt immer nur andere Personen oder Umstände dafür verantwortlich zu machen.

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