Inspiriert durch viele Bücher, Vorträge und Kongresse zum Thema Leiterschaft, die ich in den letzten Jahren gelesen, gehalten und besucht habe, will ich hier 40 Tage lang (aber wahrscheinlich nicht sequentiell jeden Tag) einige Gedanken und Anregungen weitergeben, die, ich hoffe, Dich inspirieren werden.
TAG 5: Liebe und Wahrheit
Eines der wichtigsten Spannungen in der Leiterschaft ist das Management von Polaritäten (andere benutzen hier das Wort Dilemma, Paradoxie oder engl. „opposable Leadership„) – das Thema werde ich noch später beleuchten. Heute soll es nur um die Polarität zwischen Liebe und Wahrheit gehen. Wenn diese Polarität zugunsten des einen oder des anderen aufgegeben wird, dann steuert sowohl der Leiter als auch seine Organisation auf eine Katastrophe zu.
Liebe
Leiter müssen im Stande sein
- zu lieben,
- mitzufühlen,
- anderen zu dienen,
- die „extra Meile“ für jemanden zu gehen, der ständig nur davonläuft,
- zu verzeihen,
- jemandem eine zweite Chance zu geben,
- zuzuhören (auch wenn jemand die Geschichte zum zigsten mal wiederholt),
- selbstlos zu geben,
- sich für jemanden aufzuopfern,
- immer wieder zu vertrauen,
- sich aus dem Kampf zurücknehmen und sich nicht zu verteidigen…
Wahrheit
Leiter müssen gleichzeitig imstande sein
- zu konfrontieren,
- sich gegen jemandem abzugrenzen,
- aufzuhören, Menschen ständig nachzulaufen,
- jemandem die harte Realität und die schmerzhaften Konsequenzen spüren zu lassen,
- jemanden gehen zu lassen, zu kündigen und keine weitere Chance mehr zu geben,
- an das eigene Wohl und das der Organisation zu denken,
- das Vertrauen zu entziehen,
- die Opfer so gering wie möglich halten,
- sich dem Kampf zu stellen und offensiv werden.
Wer kann dieses Dilemma immer 100%ig managen? Vielleicht Jesus? Aber frag mal seine Freunde und Feinde – jeder wird dir eine andere Antwort dazu geben. Hier haben wir es mit einem lebenslangen Lernprozess in der Leiterschaft zu tun. Hier geht es auch nicht um eine „gesunde Balance“, sondern eher um einen Rhythmus von Saat und Ernte, Ebbe und Flut, Sommer und Winter, Tod und Auferstehung… Am Ende steht wohl das, was die Heilige Schrift Weisheit nennt!
An der Stelle liebe ich Salomo:
1 Jedes Ereignis, alles auf der Welt hat seine Zeit: 2 Geborenwerden und Sterben, Pflanzen und Ausreißen, 3 Töten und Heilen, Niederreißen und Aufbauen, 4 Weinen und Lachen, Klagen und Tanzen, 5 Steinewerfen und Steinesammeln, Umarmen und Loslassen, 6 Suchen und Finden, Aufbewahren und Wegwerfen, 7 Zerreißen und Zusammennähen, Reden und Schweigen, 8 Lieben und Hassen, Krieg und Frieden. 9 Was also hat der Mensch davon, dass er sich abmüht? 10 Ich habe erkannt: Gott legt ihm diese Last auf, damit er schwer daran zu tragen hat. 11 Für alles auf der Welt hat Gott schon vorher die rechte Zeit bestimmt. In das Herz des Menschen hat er den Wunsch gelegt, nach dem zu fragen, was ewig ist. Aber der Mensch kann Gottes Werke nie voll und ganz begreifen. 12 So kam ich zu dem Schluss, dass es für den Menschen nichts Besseres gibt, als sich zu freuen und das Leben zu genießen. 13 Wenn er zu essen und zu trinken hat und sich über die Früchte seiner Arbeit freuen kann, ist das allein Gottes Geschenk. 14 Ich begriff, dass Gottes Werk für immer bestehen wird. Niemand kann etwas hinzufügen oder wegnehmen. Damit bewirkt Gott, dass die Menschen Ehrfurcht vor ihm haben.