Inspiriert durch viele Bücher, Vorträge und Kongresse zum Thema Leiterschaft, die ich in den letzten Jahren gelesen, gehalten und besucht habe, will ich hier 40 Tage lang (aber wahrscheinlich nicht sequentiell jeden Tag) einige Gedanken und Anregungen weitergeben, die, ich hoffe, Dich inspirieren werden.
Tag 7: Sabbat
Ich komme gerade aus dem Urlaub und heute (der Montag) ist mein freier Tag, daher bietet sich dieses Thema an. Leiter sind in der Regel getriebene Menschen. Sie werden getrieben von einer großen Mission und Vision, von Terminen und Aufgaben, von Deadlines und Dringlichkeiten, von Zielen und Erwartungen… und wenn sie nicht aufpassen, dann haben sie bald einen 24/7-Dienstplan. Das Sabbat-Gebot wird, meiner Erfahrung nach, am meisten und häufigsten übertreten und missachtet – ich bin da leider keine Ausnahme. Da ich allerdings schon mit 30 Jahren einen Burnout erlebt habe, kenne ich die schmerzlichen Folgen dieser Sünde. Jede Sünde/Übertretung zieht Konsequenzen nach sich – sie folgen meistens nicht sofort auf dem Fuß, aber, um Gottes Willen, sie folgen.
Die konsequente Einhaltung des Sabbat-Gebots ist eine meiner schwersten Disziplinen und ich weiß, dass ich hier viele Seelenverwandte habe. Leiter tun sich selber und den Menschen, die sie leiten, keinen Gefallen, wenn sie ständig ON sind, ständig VERFÜGBAR, immer im DIENST und immer ERREICHBAR. Wenn wir keinen Sabbat einhalten, dann stellen wir uns über den Allmächtigen Gott. Bei der Schöpfung arbeitet der Allmächtige 6 Tage, hält dabei sogar die „tarifeigenen Arbeitszeiten“ ein (von Morgens bis zum Sonnenuntergang) und dann am 7. Tag ist chillen angesagt. Jeder, der einen 24/7-Dienstplan lebt, erhebt sich damit über den Allmächtigen. Alles klingt logisch und verständlich, aber warum arbeiten wir zu viel, zu lange und pausenlos? Hier einige Gründe:
- Arbeit kann in vieler Hinsicht eine (Zu)Flucht sein. Wir fliehen vor uns selbst und der „inneren Stimme“, vor der Angst und den Sorgen, vor den Konflikten zu Hause oder anderswo… Oder wir suchen Bestätigung, Anerkennung, Image, Ansehen… Es kann auch „edlere“ Motive haben – wir fühlen uns gebraucht, wir bekommen Sinn und eine Daseinsberechtigung (oft in sozialen Berufen). Wenn einiges davon unsere Triebfeder für die Arbeit ist, dann kriegen wie nie genug davon…
- Arbeit kann zu unserer primären Identität werden. Wenn früher (und ich meine die Antike, das Mittelalter, etc.) jemand nach seiner Identität gefragt wurde, begann der Satz meistens folgendermaßen: „Ich bin der Sohn des Jochannan, der der Sohn Abis´ ist, der wiederum der Sohn Schlomos ist und der der Vater von Schemuel ist, der Gründer unseres Dorfes…“ Man definierte sich über seine Herkunft, seine Sippe und Familie. Diese Entitäten unterliegen in der Moderne und der Postmoderne einer gewaltigen Erosion. Kaum einer wird heutzutage auf die Idee kommen, sich beim Vorstellungsgespräch z.B. über seinen Vater und seine Vorfahren auszulassen – interessiert auch keinen. Was interessiert sind: LEISTUNGEN!
- Arbeit macht spaß! Es ist wirklich so, zumindest dann, wenn wir die richtige Einstellung, den richtigen Beruf (richtige Berufung gefunden…) und das dazu erforderliche, passende Umfeld haben. Ich habe vor meinen Burnout nicht gemerkt auf welch einem zerstörerischen „Pfad“ ich mich befand, als ich beständig und gnadenlos meinen Körper, meine Seele und meinen Geist ausbeutete.
- Arbeit bringt Kohle. Auch vom Geld können einige von uns nie genug bekommen. Wenn Kapital unsere einzige Triebfeder ist, dann ist Sabbat ein Hohn, denn Zeit = Geld und das kann man nicht einfach so verschenken…
Sabbat ist Gottes gnädiges Geschenk an seine Schöpfung zum: Stillhalten, Durchatmen, Genießen, Staunen, Runterkommen, Regenerieren, Loben, Anerkennen, Danken, Reflektieren, Relaxen… Wie kann das Leben mit Sabbat praktisch aussehen:
- Schlafe gut und ausgiebig jede Nacht. Bevor du schlafen gehst, gib alle deine Sorgen, Ängste ab und kläre deine Konflikte.
- Arbeite mit Herz und Seele und voller Leidenschaft in deinem Job.
- Wenn du viel eigenverantwortlich arbeitest (Managementebene, Selbstständig, Leitungsverantwortung), dann setze dir eine bestimmte Zeit am Tag, wo du „Feierabend“ machst.
- Arbeite 6 Tage die Woche. Tariflich ist es ja in unserem Land auf 5 Tage festgelegt, aber da gibt es ja auch noch evtl. Haus und Hof und Familie, etc.
- Mache einen Tag in der Woche frei. Ob es nun der Samstag (der jüd. Sabbat), der Sonntag, Montag oder Donnerstag ist, spielt keine große Rolle. Aber es sollte ein Tag in der Woche, 24 Stunden sein. Einige wissen nicht, was „frei machen“ bedeutet. Hier einige Tips: geh nicht den üblichen „Verpflichtungen“ der Woche nach; entspann dich; mach etwas, was Dir Spaß macht; staune über das, was du geleistet hast; komm zur Ruhe in deiner Seele – sprich ein oder mehrere Gebete, die dich dahin führen können; denke nicht an den nächsten Tag mit seinen Verpflichtungen; genieße das Essen, die Beziehungen, deine Kinder und Familie und alles, womit Gott dich gerade beschenkt; schreib dein Tagebuch (oder Blog); geh in die Natur und atme durch; mach entspannten Sport; trink ein Gläschen guten Wein; …
OK, den Post habe ich geschrieben und nun werde ich noch einiges andere aus der Liste tun…